Vor etwas mehr als zwei Wochen bekam ich die Nachricht von einem langjährigen Freund: er komme mit seiner Freundin nach Berlin, ob ich Zeit habe für einen Kaffee. Selbstverständlich habe ich dafür Zeit.
Das Gespräch beginnt damit, dass die beiden offenbaren, vor allem wegen mir und diesem Gespräch aus Belgien (wo sie lebt) her geflogen zu sein. Und auf die Frage, warum sie das tun: das sie mir Geld schenken wollen.
Daraus entspinnt sich ein Gespräch, wie sie eigentlich dazu kommen, wo das Geld her kommt und wie sie auf mich kommen. Nach etwa einer Stunde verkünden sie dann die Summe: 20.000 Euro. Noch jetzt, wenn ich über die Begegnung schreibe, fängt mein Herz an zu klopfen.
Interessant ist auch die Vorgeschichte: die Tage vorher hatte ich jeweils 8-10 Stunden Erwerbsarbeit, davon teilweise Nachtschichten von 20.30 – 6 Uhr und war parallel eigentlich krank und hätte die ganze Woche im Bett liegen sollen.
Im Nachklang ist das Wesentlichste wie durch das Schenken Beziehung entsteht und gestaltet wird. Schicksale verbinden sich – so hat es sich für mich angefühlt.
Ihn kenne ich seit Yumendo, seit dem Moment also, wo mein Leben so richtig in Schwung kam. Seit dem begleiten wir uns, mal näher mal entfernter auf sehr ähnlichen Wegen, mit gleichen Themen und Fragen in unterschiedlichen Formen.
Sie kenne ich vorher noch gar nicht. Das ist schon besonders, jemanden kennen zu lernen dadurch, dass er dir quasi 20.000 Euro in die Hand drückt. So kann man intensive Begegnungen ermöglichen 🙂
Einen deutlichen Nachklang hat die Wahrnehmung und Wertschätzung meiner Person und Tätigkeit gegenüber, die in der Handlung offenbar wird. Dass es wichtig ist, was ich tue und wie ich mich auf meine Art in die Welt stelle.
Ich glaube an das was ich tue. Nichtsdestotrotz wird es immer ein Ringen bleiben, wie ich das konkret in die Welt bringe. Und es wird immer auch von anderen Menschen abhängen, die darin etwas Wertvolles erleben – die als Partner eine Vision teilen, ein Menschenbild, einen Ansatz in der Welt zu wirken und ein bestimmtes Erlebnis von Leben, von Mensch sein. Was bedeutet das eigentlich: Mensch sein?
Ich will, dass mich diese Begegnung und der geschenkte HandlungsSpielRaum daran erinnern: dass es für mich darum geht, dem was werden will, in die Welt zu helfen – und zu suchen nach der konsequentesten Entscheidung, die ich heute dafür treffen kann.
Die Erfahrung unterstützt mich ungemein in meinem Ringen unbeirrt an dem festzuhalten was ich als wahr erlebe – und dass dann immer auch Wahrnehmung und Unterstützung aus der Welt kommt… man muss nur so lange durchhalten 🙂
Einige Zeit brauchte es, wirklich zu realisieren, dass ich für die nächste Zeit nun den Rücken frei habe! Noch Tage später fühlt es sich unreal an. Gleichzeitig wird es ziemlich schnell auch normal. Irgendwie ist das Geld jetzt eben da.
Vor einigen Jahren hatte mir mein Stiefvater schon mal sehr viel Geld geschenkt von dem ich damals mit Caro (meiner Partnerin) zusammen etwa ein Jahr gelebt habe. Diese Erfahrung erwies sich für jetzt als sehr hilfreich: aufgrund unserer beiden Lebenssituationen wird in absehbarer Zeit kein regelmäßiges Einkommen entstehen. Daher alle Einkommensquellen nun versickern zu lassen ist leider auch nicht so nachhaltig. Aber immerhin habe ich nun meinen Job als Pizzafahrer an den Nagel gehängt. Weiterhin bemühen wir uns aber um Auftragsfilme – mit denen ich dann meine viele gemeinnützige Arbeit querfinanzieren kann.
Mit Herzensdank an Julie und Peter für ihre Verbindung und die Bestärkung darin, dass eine andere Welt möglich ist in der wir unsere Fähigkeiten und Ressourcen verschenken um jedem eine Gestaltung der eigenen Biografie und die Mitgestaltung der Welt zu ermöglichen.
P.S.: Was ich mit dem Geld getan habe?
Damit konnte ich endlich unsere 4.000 Euro Schulden begleichen, die wir schon seit ein paar Jahren mit uns herum trugen. Darüber hinaus haben wir 2.000 Euro weiter verschenken. Weitere 2.000 Euro sind in eine neu gegründete Kapital- / Wirtschaftgemeinschaft geflossen wo wir mit Freunden gemeinsame Rücklagen bilden (zum ersten Mal in meinem Leben). 1.500 Euro flossen in konkrete Projekte von Caro und mir und ein paar Hundert Euro haben wir für Kleinigkeiten ausgegeben.
Am Ende blieben schließlich knapp 10.000 Euro, die ich bis ca. Oktober 2016 nutzte um die Differenz zum Lebensunterhalt finanzieren zu können.