Wer bestimmte Werke der Kunst wahrgenommen hat, wirklich in sich aufgenommen hat, erlebt darin, was es bedeutet Mensch zu sein.
Vielleicht ist das die Aufgabe der Kunst…
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Wer bestimmte Werke der Kunst wahrgenommen hat, wirklich in sich aufgenommen hat, erlebt darin, was es bedeutet Mensch zu sein.
Vielleicht ist das die Aufgabe der Kunst…
Ein ausführlicher Podcast, in dem ich mit Max ein vielseitiges Gespräch führe über selbstbestimmte Bildung, die eigenen Lebenswege, über Direkte Demokratie und die Frage nach den Mitgestaltung.
Geschrieben am Karfreitag 2021:
Wenn wir die Normen, die Vorgaben, den Gehorsam überwinden, was bleibt uns dann?
Wie leben wir zusammen, mit der Natur und den Menschen, wenn wir alles Kategorische, alles Prinzipielle, was das Leben regelt, überwinden?
Auf der Suche nach Freiheit und Vertrauen zwischen den Menschen, kam ich in meiner Jugend zur Anarchie. Immer mehr begreife ich, was ich damals schon für wahr, für zukünftig empfunden habe: Wie die starre Form, die Bürokratie, die Gesetze aus Angst, zur Sicherung der eigenen Privilegien, überwunden werden können durch innere Ausrichtung, durch Liebe, durch Vertrauen. Am Karfreitag darf man das schreiben: Liebe. Jesus als erster Anarchist. Als ein Gesetzloser. Worauf er sich beruft sind nicht die Gesetze der Römer, der Verwalter, der Buchhalter, der Bürokraten, sondern auf die Liebe – davon wissen wir. Nur leben können wir es nicht. Denn, wie das geht, ist bis heute ein großes Geheimnis. Wie das Leben, das Lebendige zum bestimmenden Moment, zum Gesetz wird. Im Ringen darum, was das heißt – kann daraus Gemeinschaft entstehen? Ein Verbundensein? Ein Zusammenleben jenseits der Institutionen, die bevormundend und fremdbestimmt das Leben für uns regeln?! Das radikale Zurückgeworfen-sein auf sich selbst. Damit sind wir wieder bei Ostern. Keine Ärztin, kein Arzt, keine Priesterin, kein Priester, keine Lehrerin, kein Lehrer, keine Politikerin, kein Spahn nimmt uns die Verantwortung ab – uns selbst und dem Leben zu dienen.
Das ist auch die Frage der Demokratie – als Haltung, dass jede*r Betroffene mit einbezogen sein muss. Wie kann die Gestaltung der Welt, wie auch der eigenen Biografie, in den Hände der konkret betroffenen bleiben und mit Blick auf die Lebendigkeit nach der stimmigen Form gesucht werden? Das erlebe ich als elementare Frage – ausgehend von „Nie wieder Faschismus“ und der Verneinung des Gehorsam (wo kommt der jetzt wieder her?). Im Wust und Chaos, auch der aktuellen Geschehnisse, wird die Frage nach dem eigenen Gewissen, nach der eigenen Quelle und Ausrichtung immer wesentlicher. Die äußeren Instanzen werden immer lebensfeindlicher, immer ablenkender, immer mehr verhindernd. Was können wir in uns finden?
Als Mensch und winziger Teil der Planetin Erde: stelle ich mich in den Dienst des Lebendigen; verweigere ich den Gehorsam; entziehe ich mich dem Prinzip der allgemeinen und pauschalen Antworten und vertraue ich auf die immer individuelle Gestaltung, die die Lebendigkeit fordert?!
Als Basis dafür erahne ich ein universelles Vertrauen, dass ich bin, weil ich bin; und dass mir meine Existenz nicht von außen genommen werden kann. Das verbinde ich mit dem Begriff „Christusimpuls“, dass in jedem Menschen etwas sehr sehr zartes veranlagt ist, was die Lebendigkeit sucht, was mich zur Menschlichkeit, zum Mensch-Sein bestärken will. Menschen, die ich bewundere, haben diese zarte Kraft so intensiv in sich erlebt, dass sie diese zum Bestimmenden ihres Lebens gemacht haben.
[…]Aus meiner Perspektive als Filmemacher ist ja genau das ein spannendes Element an dem Format Film: Dass man eben etwas darstellen kann, was noch nicht ist. Wenn man immer nur das sieht, was schon da ist, dann geht es nie weiter. Und das ist eben in unserer Gesellschaft gar nicht so einfach, vor allem die Schule hat große Schwierigkeiten damit, sich Dinge vorzustellen, die noch nicht sind, weil die kann man auch sehr schlecht überprüfen. […]
Zitat von Joshua Conens aus einem Interview im Unterzogen Magazin zu dem Film CaRabA: https://www.unerzogen-magazin.de/artikel/?articleID=726
„Freie Kinder zu schaffen, wird die vornehmste Aufgabe dieses Jahrhundert (20. Jhd.!) sein. Ihr Sklaventum ist schrecklich und schwer; es beginnt, noch ehe sie geboren werden, und endet damit, dass sie schließlich Erwachsene und Eltern, das heißt wieder Unterdrücker von neuen Kinder werden. Wie die Verhältnisse heute liegen, kann man ruhig sagen, das sowohl die guten wie die schlechten Schulen unrecht haben dem Kinde gegenüber. Sie verkennen das Kind überhaupt, sie gehen von einer falschen Voraussetzung aus, von der Voraussetzung des Erwachsenen, der sich dem Kind überlegen fühlt, statt zu erkennen, dass es Streben der größeren Menschen war, dem Kind in gewissen Augenblicken gleich und ebenbürtig zu sein.“
Rainer Maria Rilke aus: (Rilke, R. M.: Sämtliche Werke, herausgegeben von E. Zinn, Bd. 5: Worpswede-Rodin-Aufsätze. Frankf. a. M. 1965, S. 586f.)
Ein persönlicher Auszug aus dem letzten Newsletter im Rahmen des Projektes CaRabA:
„Im Zusammenleben mit meinem 5-jährigen Sohn wird mir immer wieder deutlich, wie sehr eben die jungen Menschen das verkörpern, was ich Lebendigkeit nennen möchte. Wie sehr sie dem Leben, dem Prozess verschrieben sind. Und wie sehr sie sich den Methoden, den Phrasen, den Konventionen verweigern – eben weil diese dem Leben widersprechen. Ganz schön anstrengend manchmal 🙂
Dieses Phänomen zu erforschen verbinde ich mit CaRabA. Gerade weil wir als Gesellschaft es irgendwie so schwierig damit haben, dem Leben Raum zu geben. So oft heißt es – manchmal auch unbewusst – der Einzelne muss sich eben den Strukturen, den Systemen, der Gemeinschaft unterordnen. Als wäre das die Basis, die alles zusammen hält.
Ich möchte in einer Welt leben, in der jeder einzelne Mensch die Basis ist. Menschen, die bei sich sind und von da aus in Beziehung gehen, nach Beziehung suchen. Und daraus entstehen dann Strukturen, Systeme, Gemeinschaften. Entscheidend ist der Ausgangspunkt: die in den Strukturen, Systemen und Gemeinschaften involvierten Menschen waren an deren Gestaltung beteiligt. Das scheint mir ein wesentlicher Paradigmenwechsel.
Als konsequenter Autodidakt habe ich mich jahrelang damit inhaltlich auseinandergesetzt und viele Experimente unternommen. Dabei scheint mir das, was Picasso so treffend beschreibt, wie die Basis dessen, was es zu erlernen gilt.
„Ich suche nicht – ich finde.
Suchen, das ist das Ausgehen von alten Beständen in ein Finden-Wollen von bereits bekanntem Neuen.
Finden, das ist das völlig Neue!
Das Neue auch in der Bewegung. Alle Wege sind offen und was gefunden wird, ist unbekannt. Es ist ein Wagnis, ein heiliges Abenteuer.
Die Ungewissheit solcher Wagnisse können eigentlich nur jene auf sich nehmen, die im Verborgenen sich geborgen wissen, die in die Ungewissheit, die Führerlosigkeit geführt werden, die sich im Dunkeln einem unsichtbaren Stern überlassen, die sich von Zielen ziehen lassen und nicht menschlich beschränkt und eingeengt das Ziel bestimmen.
Dieses Offensein für jede neue Erkenntnis, für jedes neue Erlebnis im Außen und Innen: das ist das Wesenhafte des modernen Menschen, der in aller Angst des Loslassens doch die Gnade es Gehalten-Seins im Offenbarwerden neuer Möglichkeiten erfährt.“
Pablo Picasso
Welche Räume und Begleitung brauchen (junge) Menschen, um die Fähigkeit „des Gehalten-Seins im Offenbarwerden neuer Möglichkeiten“ zu erlangen? Das scheint mir zutiefst zukunftsweisend.“
Fortsetzung folgt 🙂
Hier ein kleines Film-Interview mit mir über meine Arbeit und meinen Weg.
Das Interview gibt es auch schriftlich hier: www.happyvisions.de/als-autodidakt-eigene-filmprojekte-umsetzen-interview-mit-joshua/?fbclid=IwAR3vtHhtxNm-o3eCY7RlvSJbkMmdFhlZzVn7To3cMTvhI8ORzbd9KkafKnQ
Auch selber hoffe ich, bald weitere Portraits für die Berufswege Reihe realisieren zu können: http://www.berufswege.com/
Angefangen mit Yumendo begleitet mich die Bildungsfrage bis heute, mit Zwischenstationen wie z.B. dem HandlungsSpielRaum. Denn, wie wir jungen Menschen begegnen und wie wir die Räume gestalten in denen sie sich diese Welt vertraut machen – oder auch nicht – gehört für mich zum Wesentlichsten. Was es eigentlich bedeutet, Mensch zu sein und was wir mit „leben“ meinen, wird an dieser Stelle sehr deutlich.
Unweigerlich gehört die Bildungsfrage für mich zusammen mit einer Institutionskritik – die mich ebenfalls seit Yumendo begleitet – eben weil die Institution für mich immer das, was ich unter „leben“ und „Mensch sein“ verstehe, wenigstens behindert, in der Regel eher systematisch verhindert.
So war klar, dass Bertrand Stern und ich uns gut verstehen, als wir uns vor 5 Jahren kennenlernten. Auf seine Frage, ob ich nicht Lust hätte, einen Film über Bildungsvisionen zu machen, sagte ich damals leichtfertig „ja“.
Bertrand, der sich als Philosoph in Theorie und auch Praxis seit 50 Jahren, quasi sein ganzes Leben, mit Bildung und Instituationalisierung beschäftigt, war es ein Anliegen, der ausgeprägten Schulkritik mit etwas Visionärem zu begegnen. Da brauchte er mich gar nicht zu überzeugen: lebe ich doch schon immer intensiv mit Barkhoffs Aussage: „Die Angst vor einer Zukunft, die wir fürchten, können wir nur überwinden durch Bilder von einer Zukunft, die wir wollen.“.
Für mich ist es nicht überraschend, dass CaRabA das mit Abstand größte Projekt meines Lebens ist, wo es konsequent weiter führt, woran ich die 10 vorangegangenen Jahre gearbeitet habe und gleichzeitig alles das zusammenfasst und auf den Punkt bringt, was mir in meiner Arbeit ein Anliegen ist! Erlebnishaft, nicht argumentativ, etwas erfahrbar zu machen, was noch nicht ist, aber sein kann, weil es als Potential in jedem Menschen veranlagt ist – das ist mein Anliegen mit CaRabA. Und anschließend dazu ins Gespräch zu kommen, wie wir gemeinsam eine Welt gestalten können, in der dieses Potential nicht nur irgendeine Rolle spielt, sondern die entscheidende Gestaltungskraft überhaupt ist.
Deshalb habe ich mich auf den Wahnsinn dieses Projektes eingelassen: weil ich glaube und hoffe, dass Erfahrungsräume und das Gespräch darüber, was leben eigentlich sein kann, zu einer Zukunft beitragen die wir wollen. Welche Rahmenbedingungen braucht es, vor allem bei jungen Menschen, damit von Anfang an erlebbar wird, das leben kein abstraktes Konzept ist sondern die existenzielle Verbindung mit sich selbst und der Welt wie sie sein will und ist?
Wann hören wir endlich auf, jungen Menschen beibringen zu wollen, was leben ist? Sie wissen es am besten!
Alle Details zu dem Projekt CaRabA unter: www.caraba.de.
„Wer aus geistigen Intentionen handelt, der darf nicht nach dem Erfolg fragen.“
Rudolf Steiner
Endlich ist es soweit: nach über 5 Jahren Arbeit wird der Kinofilm CaRabA ab dem 9. Mai im Kino zu sehen sein! Auch die Vorbereitungen der DVD laufen auf Hochtouren.
Darüber freue ich mich sehr. War dies doch der Aufhänger, warum ich all die Arbeit gemacht habe: um ins Gespräch zu kommen und eine Grundsatzdiskussion anzustoßen zum Thema Bildung. So bin ich sehr gespannt, was entstehen wird und hoffe auf viele inspirierende und erhellende Begegnungen.
Weitere Details und Aktuelles auf der Filmwebsite: www.caraba.de.